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CARart

 

Faszination durch Überraschendes, gepaart mit dynamischer Eleganz

 

CARart, das sind Bilder, Objekte und Skulpturen, die sich auf unterschiedliche Weise mit einem einzigen Thema auseinander: dem Auto. Zur Verwendung kommen Auto- und Motorradteile. Auf der Leinwand wie in Skulpturen. Im Mittelpunkt steht das spannungsvolle Verhältnis zwischen dem ursprünglich Neuen und seiner jetzigen, nicht mehr funktionstüchtigem Existenz. Immer ist der eigentliche Gestaltungsprozess darin zu sehen, dass sich die unterschiedlichen Materialien, ihre Anordnung und die Farbegestaltung des Hintergrunds zu einem Gesamten verbinden. Autoteile werden aufgrund ihrer eigenen Dynamik und in Relation zu der jeweils gewählten Umgebungsgestaltung zu dreidimensionalen Installationen. Die bewusst gewählte minimalistische Vorgehensweise eröffnet dem Betrachter die Möglichkeit verborgene Strukturen hinter dem Sichtbaren zu sehen. Hierbei läuft die Auseinandersetzung mit dem Thema Auto auf mehreren Ebenen ab und ist immer eine emotionale Auseinandersetzung.

Die intuitive Arbeitsweise ermöglicht es, dass Kotflügel, Kabelstränge oder verrostete Bodenbleche eines alten Autos zu Projektionsflächen einer eigenen Gedankenwelt werden.  Aus der spielerischen Leichtigkeit heraus kommt etwas Neues zum Vorschein.  In allen Arbeiten werden bewusst kontrastreiche Farbkombinationen gewählt. Dabei geht es nicht um eine glatte, widerspruchslose Ästhetik. Es wird sichtbar gemacht was bisher unsichtbar war. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit Details werden unwesentliche Kleinigkeiten in ein anderes Licht gesetzt, werden ganz bewusst Sehweisen und Normen durchbrochen. Aus diesen Möglichkeiten entsteht eine neue Wirklichkeit.

 

 

Berndt Vogel

 

 

 

 

 

Ansprache von Rolf Geinert, Oberbürgermeister a.D.  zur Ausstellungseröffnung

BERNDT VOGEL    BILDER UND OBJEKTE

Manfred Sauer Stiftung, Lobbach. August 2016

 

Bei Ausstellungen stellt sich immer die Frage nach dem tiefgründigen Sinn und der Botschaft des Künstlers. Wenn man sich diese Frage stellt, dann muss man sich automatisch auch mit dem Künstler auseinandersetzen. Künstler, zumindest die guten, sind grundsätzlich mit einem außergewöhnlichen Maß an Fantasie, Kreativität und Schaffenskraft ausgestattet. Bei Berndt Vogel kommen zu dem eine umfassende musikalische und musiktherapeutische Ausbildung hinzu mit der Weiterentwicklung zu einem Garten- und Landschaftstherapeuten. D. h. wir haben es bei Berndt Vogel mit einem Menschen zu tun, der vollgestopft ist mit Ideen, Gedanken und sinnvollem Tun. Ob man zu letzterem – dem sinnvollen Tun - auch seine Leidenschaft, alte Autos zu erwerben und zu restaurieren, zählen soll, überlasse ich jedem einzelnen, vor allem seiner Frau. Bildlich gesprochen verfügt Berndt über einen randvollen Kessel an schöpferischer Vielfalt, der Überdruck produziert und ein Ventil braucht zum Dampf ablassen. Dieses Ventil stellt unter anderem seine Beschäftigung mit moderner sakraler und naturalistischer Kunst dar. Heute dürfen wir einen Teil seiner Druckminderung in dieser Ausstellung betrachten

Es sind 3 Themenbereiche, die wir vorfinden, die jeweils einen unterschiedlichen Hintergrund aber eines gemeinsam haben: Alle sind dem ganz normalen Leben entnommen und zeigen uns Alltägliches; nur „In anderem Kontext“.

Zum ersten Themenbereich: Der Zyklus „Alte Säcke“. Hierbei fällt zu allererst das Grün besonders ins Auge. Ein Grün, das der Künstler mehr oder minder erfunden oder entwickelt hat und an seiner Arbeitsstelle in der Schweiz respektvoll als „Vogel-grün“ bezeichnet wird. Bei diesen Werken fügt der Künstler Dinge des täglichen Lebens wie eine Brille, Schuhe, ein Gürtel, eine Fensterscheibe oder ein Rechen,  die er zufällig auf Spaziergängen findet, mit seinem Grün zusammen und lässt das entstandene Ensemble auf den Betrachter wirken. Die Gegenstände bekommen dadurch eine neue Bedeutung – eben „In anderem Kontext“. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch den Zyklus.

Nimmt der Betrachter den Zyklus „Alte Säcke“ noch wohlgefällig als Teil der naturalistischen Kunst an, ohne, wie Berndt Vogel auf seiner Homepage zu seiner Kunst - frei zitiert - sagt, „sich zu hinterfragen, mit was sich der Betrachter auseinandersetzen soll“, so ändert sich dies beim 2. Teil – den Figuren von Jesus und Maria. Eine bedeutende Rolle bei der Entstehung dieser Werke spielt eine Schweizer Besonderheit: Wer von Ihnen kennt das „Brockenhus“? Im Brockenhus liegt der Ursprung des zweiten Teils der Ausstellung. Es gibt in Deutschland Vergleichbares – nur hier heißt es Flohmarkt. In der Schweiz betreiben soziale Einrichtungen Lagerhäuser, in denen sich aus Haushaltsauflösungen ähnliche Schätze finden lassen wie beim Flohmarkt auf dem REWE –Parkplatz in Sinsheim. Hier entdeckte der Künstler seine erste Jesusfigur. Erster Gedanke war für den Künstler natürlich, die Figuren, die nahezu alle Schäden aufwiesen, zu restaurieren. Doch schnell änderte sich dieses Vorhaben und dem Künstler wurde klar, dass diese Figuren, die in Wohnungen, Gasthäusern, Kirchen, Schulen oder wo auch immer hingen, sicher eine Unmenge von Geschichten erzählen könnten und daher in ihrem Zustand belassen und durch eine neue Umgebung in ihrer Bedeutung eher gestärkt werden sollten. Darüber hinaus symbolisieren sie in ihrem vom Lauf der Zeit beeinträchtigten Zustand auch Verletzlichkeit. Wir alle sind verletzlich und verlieren dadurch aber nicht an Wert und Persönlichkeit. Diese Symbolhaftigkeit der Verletzlichkeit passt natürlich auch a) in diese Räumlichkeit und der Zielsetzung dieser Einrichtung und b) in das Berufsleben eines Therapeuten, der seinen Patienten, die verletzt sind oder an einem Mangel leiden, neue Bedeutung und ausstrahlende Kraft verleihen will.  Entgegen möglicher Vermutungen bezwecken die Figuren keine Häme, keine kritische Auseinandersetzung mit der Kirche, keine Entheiligung, nein, lieber Betrachter, der Künstler, im Glauben tief verhaftet, präsentiert die Jesusfiguren in tiefem Respekt vor der religiösen Bedeutung und der individuellen Geschichte einer jeden Figur – nur halt „Im anderen Kontext“.

Zum dritten Teil der AusstellungCar-Art! Wer Berndt Vogel kennt, weiß, dass es nur schwerlich vorstellbar ist, dass Autos bei ihm fehlen. Wie in beiden anderen Themen gibt der Künstler Dingen, die ihm wichtig sind, die sein Leben widerspiegeln,  Raum. Seine Leidenschaft für Autos aber auch die Tatsache, dass er viel Zeit auf der Autobahn verbringt und auch hier alltägliche Risiken durchaus drohend warten. Die Verknüpfung der auf den Bildern befestigten Teile von Autos „In anderem Kontext“ erlaubte nachvollziehbar nicht das „Vogel-Grün“ als Hintergrund. Es muss Gold sein. Warum ? Fragen Sie den Künstler. An dieser Stelle passt es zu erwähnen, dass er seine Farbauswahl reduziert auf wenige von ihm selbst kreierte  Farbtöne und er sich und dem Betrachter damit eine Visitenkarte aushändigt.

Meine Damen und Herren, Sie dürfen heute teilhaben an einer Ausstellung –, die Ihnen in ihrer Konzeption  Außergewöhnliches präsentiert. Sie finden künstlerisch hervorragend aufbereitet eine Vereinigung von Dingen, wie wir sie alle täglich im Leben antreffen und oftmals nicht wahrnehmen, mit einer Umgebung, die man diesen Dingen nicht automatisch zuordnen würde. Alle Exponate sind dem Leben entnommen und finden sich wieder „In anderem Kontext“. Betrachten Sie die Kunstwerke und lassen Sie sie auf sich wirken. Diese Wirkung wird sehr individuell unterschiedlich sein – und das ist gut so. Natürlich freut sich ein Künstler, wenn seine Botschaft, die sowohl ganz einfach wie auch tiefgründig sein kann, beim Betrachter ankommt. Werden die Werke nur unter dem Beurteilungskriterium „Gefallen oder Nichtgefallen“ wahrgenommen, ist auch der Zweck einer Ausstellung erfüllt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie dürfen heute teilhaben an einer Ausstellung eines Menschen, dem ich, obwohl wir uns erst kurz kennen und nur wenige Male getroffen haben, sehr viel Respekt entgegenbringe. Selten habe ich jemanden kennengelernt, der ob seiner Ausbildung, seiner Talente, seines beruflichen Werdegangs, seiner außergewöhnlichen Erfolge als Musiktherapeut, als Garten- und Landschaftstherapeut, als Gestalter von Natur, als Autor, als Künstler und als jemand, der vieles kritisch hinterfragt und bemängelt doch so bodenständig und präsent in der realen Welt ist. Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen nun Freude und Spannung beim Betrachten der Werke, die käuflich erwerbbar sind auch wenn Sie keine Preise oder Preisliste finden. Berndt Vogel steht hier für „Verhandlungen“ zur Verfügung.

Lieber Berndt, ich bedanke mich herzlich für das Vertrauen, das du in mich gesteckt hast, als du mir diese anspruchsvolle Aufgabe übertragen und mir Gelegenheit gegeben hast, mich einmal ganz anders zu präsentieren – nämlich „In anderem Kontext“!

 

 

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